Samstag, 22. Februar 2014

Baby-Party

Letzte Woche waren wir zu einer Khmer- Party bei dem Nachbar unserer Schule eingeladen. Gefeiert wurde vermutlich, dass sein neu geborenes Baby auch nach ein paar Wochen immer noch frisch und munter ist. Selbstverständlich ist das hier nicht, da es in Kambodscha immer noch eine relativ hohe Kindersterberate gibt, auch wenn sie in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken ist. 2012 lag sie bei etwa 18,4 %.

 Wie es hier üblich ist, gab es auf der Party natürlich viel zu essen. Darunter Khmer-Nudeln mit verschiedenen Soßen und Rohkost. Außerdem habe ich zum ersten Mal Salat mit einem besonderen Dressing ausprobiert. Die rote Flüssigkeit auf dem Bild ist tatsächlich Entenblut. Ehrlich gesagt hatte es aber keinen specktakulären Gesckmack. Im Gegenteil, ich konnte es kaum rausschmecken. Es soll wohl als eine Art Geschmacksverstärker eingesetzt werden.

 
 Wie man hier sieht, saßen wir nicht auf Stühlen, sondern auf einer großen Plane vor dem Haus des Gastgebers. Der Gastgeberfamilie steht nicht so viel Geld zur Verfügung und sie wohnt in einem kleinen Haus, welches man im Hintergrund sieht. Es gibt Strom und einen Brunnen, aber auch nicht viel mehr Luxus. Das Grundstück war dafür sehr groß und von einer hohen Steinmauer umrundet.
Lorenz mit einem der Gäste
 

  
Auf diesem  Foto (Die schlechte Qualität tut mir leid.) sieht man in der Mitte im weißen Hemd den Gastgeber. Er ist ein unglaublich freundlicher Mann, der uns auch schon mal zu einem anderen Zeitpunkt zu sich nach Hause eingeladen hat.
Nun noch etwas zu einer kleineren Neuerung in meinem Tagesablauf. Seit einer Woche unterrichte ich morgens nicht mehr zwei Klassen in Englisch. Stattdessen arbeite ich immer zunächst eine Stunde lang im Kindergarten und unterrichte dann die verbliebene Englischklasse. Die andere Klasse wurde aufgelöst, da nach Änderungen an den Khmerschulen der meisten Kinder nur noch ein einziger Schüler kam und von gleich zwei Lehrern unterrichtet wurde. Das war natürlich für alle Beteiligten etwas seltsam und er wechselte in die andere Klasse. Wieso genau die Kinder keine Zeit mehr haben, weiß ich bis heute nicht. Die Kinder haben wohl zu dieser Zeit nun so genannte Extra-lessons. Auch die Kambodschaner bei Children's Dream können nur mutmaßen, worum es sich dabei handelt. Leider ist die Kommunikation zwischen den Khmer-Schulen und den NGOs, die extra Englischunterricht anbieten, sehr schlecht bzw. gar nicht vorhanden. Von Beidem gibt es einfach so viele, dass es sehr unübersichtlich ist.
Mich stört die Änderung aber keineswegs, da ich so vorerst durch die Arbeit im Kindergarten etwas Abwechslung von dem Englischunterricht habe.

Sonntag, 9. Februar 2014

Großstadtluft

Wir sind glücklich vom Seminar in Phnom Penh zurück gekommen. Kein Wunder, denn wir konnten wieder Eva und Svenja treffen, die ja in der nähe von Phnom Penh leben und arbeiten, und wir haben wieder ein paar VJFler, unsere Entsendeorganisation aus Deutschland, getroffen.
Allgemein war es auch sehr schön, wieder nach Phnom Penh zu kommen. Ich hatte das Gefühl, dass ich es diesmal dort viel mehr genießen konnte als bei unserem ersten Seminar gleich bei unserer Ankunft in Kambodscha. Da waren diese vielen neuen Endrücke wahrscheinlich einfach noch etwas zu überwältigend. Aber mittlerweile hat man das Land ja schon besser kennen gelernt und fühlt sich auch um einiges sicherer.

 Wir haben während dem Seminar natürlich viel über unsere Erfahrungen mit der fremden Kultur und unsere Arbeit geredet und konnten durch den Austausch mit den anderen auch noch einige Ideen sammeln.
Außerdem wurde uns die Geschichte Kambodschas wieder ein Stück näher gebracht, indem wir gemeinsam die Killing Fields und das S21, welches zur Zeit der Roten Khmer als Gefängnis genutzt wurde und in welchem viele Kambodschaner gefoltert und hingerichtet wurden, besucht haben. Es ist immer wieder erschreckend und deprimierend über diese Zeit (1975-79) nachzudenken, zu sprechen oder etwas darüber nachzulesen. Schließlich ist unter der Herrschaft der Roten Khmer fast dritte Kambodschaner verhungert oder umgebracht worden. Da das noch nicht so lange her ist, haben viele der älteren Kambodschaner noch Alles miterlebt.

Neben diesem düsteren Abstecher in die Geschichte Kambodschas haben wir natürlich auch noch weniger belastende Dinge gemacht. Zum Beispiel waren wir in Udong (was übrigens mal die Hauptstadt von Kambodscha war), wo Svenja und Eva unter der Woche wohnen.



 Das sind Bilder von einem Berg dort, auf dem mehrere wunderschöne und noch relativ neue Stupas stehen.






 So wohnen Eva und Svenja in Udong gemeinsam mit anderen Freiwilligen von Chibodia.

 Das ist die Schule an der Eva und Svenja arbeiten. Obwohl sie mehr auf der Countryside ist als die VDCA  ist sie besser ausgestattet. Dort gibt es sogar einen Beamer! Die Klassenzimmer sind nicht in Hütten wie an der VDCA, sondern in einem richtigen Haus. Man merkt auch bezüglich der Schüler einen deutlich Unterschied zu unserer Schule. Dort sind sie wohl einen noch größeren Drill gewohnt und reden gar nicht während der Stunde. Außerdem wurden wir (ca. 10 fremde Außländer) bei unserer Ankunft von allen Seiten angestarrt und das hielt auch den ganzen Nachmittag an. In Siem Reap sind die Schüler natürlich Außländer gewöhnt und es kommen, wie ich schon in anderen Posts geschildert habe, immer wieder Touristen an unsere Schule.




Alles in allem war es ein sehr schönes Seminar. Ein kleines Highlight, von dem ich noch schnell berichten will, war ein Treffen mit dem ersten deutschen Botschafter, der in Phnom Penh gearbeitet hat. Michael Scholten hat ihn uns vorgestellt und wir haben lange mit ihm über die Arbeit als Botschafter in Kambodscha und allgemein geredet. Ich finde es bewundernswert, wenn ein Mann, der schon in vielen Ländern als Botschafter gearbeitet hat, immer noch so auf dem Boden geblieben ist, dass er auch mit so jungen Freiwilligen über seine Arbeit und sein Leben redet.

Dieser eine Gedanke kam mir hier schon oft:

Everything's possible in Cambodia.

Allerdings gibt es dabei eine traurige Tatsache: Das trifft wohl im Moment viel mehr für Ausländer hier als für Kambodschaner zu.